AIM - Asymmetrisches Informations Mangement: Eine Falle der Lügner nicht widerstehen können

Wie können Sie die Wahrheit herausfinden?

Was können Sie tun, wenn Sie den Verdacht haben, belogen zu werden?

AIM – Asymmetrisches Informations Management

Ich habe einen Freund, Tim. Tim hat eine 5-jährige Tochter, Elisa. Tim hatte das Gefühl, dass Elisa ihn belügt. Also sagte Tim zu Elisa: «Elisa, wenn Du lügst, dann sehe ich das an Deiner Nase». Seitdem verdeckt Elisa ihre Nase mit einer Hand, wenn sie lügt.

Was ist AIM?

Im Kern geht es darum, Verdächtigen ein klares Mittel an die Hand zu geben, um Ihnen ihre Unschuld oder Schuld zu beweisen, indem sie detaillierte Informationen liefern. Kleine Details sind das Lebenselixier forensischer Ermittlungen und können Ihnen Fakten liefern, die Sie überprüfen und hinterfragen können. Wichtig ist, dass längere, detailliertere Aussagen in der Regel mehr Anhaltspunkte für eine Täuschung enthalten als kurze Aussagen.

Bei der AIM-Methode geht es darum, die Verdächtigen über diese Fakten zu informieren. Insbesondere machen Sie dem potenziellen Lügner klar, dass Sie besser erkennen können, ob sie die Wahrheit sagen oder lügen, wenn Sie längere, detailliertere Aussagen über das betreffende Ereignis erhalten.

Für Personen, die die Wahrheit sagen, ist dies eine gute Nachricht. Für Lügner ist dies eine weniger gute Nachricht.

Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass Verdächtige, wenn sie diese Anweisungen erhalten, sich unterschiedlich verhalten, je nachdem, ob sie die Wahrheit sagen oder nicht!

Wie genau können Sie dabei die Lüge enttarnen?

Wer die Wahrheit sagt, versucht in der Regel, seine Unschuld zu beweisen und gibt als Reaktion auf solche Anweisungen in der Regel detailliertere Informationen.

Im Gegensatz dazu wollen Lügner ihre Schuld verbergen. Das bedeutet, dass sie als Antwort auf die AIM-Anweisungen eher strategisch Informationen zurückhalten werden. Sie gehen dabei (völlig zu Recht) davon aus, dass es für Sie leichter ist, die Lüge aufzudecken, wenn Sie mehr Informationen zur Überprüfung erhalten und machen daher weniger Angaben.

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Das Resumee

Diese Asymmetrie in den Antworten von Lügnern und jenen, die die Wahrheit sagen – von der die AIM-Technik ihren Namen ableitet – legt zwei Schlussfolgerungen nahe:

  • Wenn Sie bei der Anwendung der AIM-Anweisungen einen potenziellen Verdächtigen vor sich haben, der viele detaillierte Informationen liefert, sagt er wahrscheinlich die Wahrheit.
  • Wenn der potenzielle Verdächtige hingegen lügt, werden Ihnen in der Regel kürzere Aussagen vorgelegt.

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AIM - Asymmetrisches Informations Mangement: Eine Falle der Lügner nicht widerstehen können

Das Experiment

Doch wie wirksam ist dieser Ansatz? Vorläufige Untersuchungen zur AIM-Technik waren vielversprechend. Für die Studie wurden 104 Personen rekrutiert, die auf eine von zwei verdeckten Missionen zu verschiedenen Orten in einer Universität geschickt wurden, um nachrichtendienstliches Material zu beschaffen und/oder zu hinterlegen.

Allen Befragten wurde dann mitgeteilt, dass es in ihrer Abwesenheit zu einem Datenverstoss gekommen war. Sie waren daher verdächtig und mussten sich einem Gespräch mit einem unabhängigen Analysten stellen. Die Hälfte sollte die Wahrheit über ihren Auftrag sagen, um den Interviewer von ihrer Unschuld zu überzeugen. Der anderen Hälfte wurde gesagt, dass sie keine Informationen über ihren Auftrag preisgeben dürften und dass sie sich eine Geschichte darüber ausdenken sollten, wo sie zum Zeitpunkt und am Ort des Verstoßes gewesen waren, um den Analysten von ihrer Unschuld zu überzeugen.

Anschließend wurden sie befragt, wobei in der Hälfte der Fälle die AIM-Technik angewandt wurde. Man fand heraus, dass es für den Interviewer einfacher war, Lügner zu erkennen, wenn die AIM-Technik verwendet wurde. Tatsächlich stieg die Trefferquote bei der Erkennung von Lügen von 48 % (ohne AIM) auf 81 % – wobei diejenigen, die die Wahrheit sagten, mehr Informationen lieferten.

In der Forschung werden auch Methoden zur Verbesserung der AIM-Technik mit Hilfe von Hinweisen erforscht, die die ehrlichen Personen dabei unterstützen könnten, noch mehr Informationen zu geben. Es kann schwierig sein, sich an Informationen zu erinnern und selbst wenn jemand die Wahrheit sagt, hat er oft Probleme damit, sich zu erinnern.

Gedächtnisstützen, so genannte „Mnemotechniken“, können diesen Prozess verbessern. Wenn beispielsweise ein Zeuge eines Raubüberfalls eine erste Aussage gemacht hat und sich nicht an weitere Informationen erinnern kann, können die Ermittler eine Eselsbrücke verwenden, indem sie den Zeugen bitten, die Ereignisse aus der Perspektive einer anderen Person zu betrachten („was hätte ein Polizeibeamter gesehen, wenn er dabei gewesen wäre“). Dies kann neue – zuvor nicht berichtete – Informationen aus dem Gedächtnis hervorrufen.

Wenn dies der Fall ist, könnte diese neue Technik sogar noch genauer in der Lage sein, verbale Unterschiede zwischen ehrlichen Personen und Lügnern zu erkennen.

In jedem Fall handelt es sich bei unserer Methode um einen ethischen, nicht anklagenden und informationssammelnden Ansatz für Befragungen. Die AIM-Anweisungen sind einfach zu verstehen, leicht umzusetzen und scheinen vielversprechend zu sein. Obwohl sie zunächst für die Verwendung in polizeilichen Befragungen Verdächtiger getestet wurden, könnten solche Anweisungen in einer Vielzahl von Situationen, wie z. B. bei Versicherungsansprüchen, eingesetzt werden.